Teamleiter unter Freunden – Ein Interview mit Jannis Raschka

Ich, Emanuel Bickel habe Jannis in seiner ersten TL-Woche begleitet.
Mich hat fasziniert, wie es ihm trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelungen ist, seine Rolle als Teamleiter zu finden und ein Leistungsklima zu etablieren. In einem Interview konnte ich wertvolle Impulse von ihm gewinnen.

Emanuel: Dein Start als Teamleiter war ja sehr speziell. Wie war das für dich?

Ich bin eigentlich nur mit Hella eingesprungen, weil der TL Krank geworden ist. Am Montag ist dann auch Hella krank geworden – das restliche Team war auch ziemlich dezimiert, wegen Krankheitsfällen. Auf einmal war ich in der Führungsposition. Das war natürlich ein chaotischer Start aber das Setting war total cool, weil das Team recht klein war und ich fast alle schon seit Jahren kannte.

Emanuel: Gab es da auch Schwierigkeiten jetzt auf einmal die Führungsperson unter Freunden einzunehmen?

Also im ersten Moment war es natürlich sehr ungewohnt, weil ich ja vorher noch als Profi im Team war. Daher war es herausfordernd auf einmal Autorität auszuüben. Bei mir persönlich hatte das ganz viel mit Selbstvertrauen zu tun – hier ist auch viel aus unserer Arbeit im Coaching entstanden. Sobald ich mich auf die Arbeit konzentriert habe und die Eigenleistung gestiegen ist, habe ich mich mehr in der Position gesehen klare Ansagen zu machen und in Bereichen wie dem Zeitplan einen autoritären Führungsstil zu etablieren. Das wurde dann auch nicht infrage gestellt, weil die Leute gemerkt haben, „Jetzt ziehen wir richtig durch“ und ich das auch verkörpern konnte. Das Selbstbewusstsein kam also vor allem durch meine Arbeitsmoral und meinen Leistungsfokus.

Emanuel: Haben die „Ansagen“ deine Freundschaften irgendwie beeinträchtigt?

Überhaupt nicht! Im Nachhinein und auch während der Woche habe ich schon positive Rückmeldungen bekommen und ich glaube, dass ist einfach der Rahmen, der geschaffen wurde. Dass nicht nur das Gefühl von bezahltem Urlaub mit Freunden entsteht, sondern dass wir vor allem zum Arbeiten hier sind und um eine geile Leistung hinzulegen.

Wie konntest du das Team so leistungsstark machen?

Ich denke neben der Eigenleistung war es ein arbeitsfokussiertes Mindset. Das färbt einfach ab – wenn man jetzt selber morgens schon früh aufsteht, richtig Bock hat und am Tisch sitzt, bevor die andern da sind, sich am Morgen schon mental darauf vorbereitet an die Tür zu gehen und im Gebiet dann nicht nur telefoniert oder am Handy ist, sondern einfach seine Arbeitszeit effizient nutzt. Im Laufe der Woche wollten auf einmal einige im Team früher los. Und diese Haltung hat sich dann auch in der Leistung widergespiegelt.

Was ich auch total wichtig finde, ist am Anfang klare, individuelle Ziele festzuhalten. Dafür haben wir uns am Anfang der Woche hingesetzt und sind wirklich ins Detail gegangen. Wir haben gegenseitig nachgefragt und somit nicht nur an der Oberfläche gekratzt, sondern konkrete Motivatoren für jede einzelne Person gefunden. Das hilft total bei der Visualisierung und Motivation einen Arbietsfokus zufinden oder für den Fall, dass es mal nicht so gut läuft.

Manchen helfen hier Zahlenziele. Die können sich da einen sehr guten Zahlenkorridor setzen (Mindest-/Real-/Wunschziel) und ich kenne andere, die stresst das viel mehr. Bei denen ist es dann halt sinnvoller, wirklich mit einer Motivation zu arbeiten und da muss man halt manchmal auch einzeln ins Gespräch gehen um die rauszufinden. Das kostet zwar ein bisschen Zeit, aber die ist sehr gut investiert.

Emanuel: Was war dein größtes Learning in der Woche?

Ich habe realisiert, wie wichtig standardmäßige Statusgespräche auch bei erfahrenen Teams sind. Das kann eine Teamleistung nochmal erheblich steigern, wenn man nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern wirklich schaut, wo das Problem oder das Potential liegt. Häufig ist es dann eben gar nichts am Gespräch, sondern die Motivation. Da dann auch wirklich reinzugehen und das zusammen aufzudröseln, macht die Veränderung nachhaltiger.